Zum zweiten Novemberwochenende erreichte uns ein Flyer, mit dem für das Projekt geworben wird, in Kombination mit einer hierfür aufgesetzten Website – beide Informationsquellen sind im Namen des Eigentümers der Grünfläche am Hauser Weg verfasst. Dieser zeigt sich über beide Medien sehr offen für einen Dialog. Schade, dass unsere vor einigen Wochen bereits getätigte Kontaktaufnahme bis zum Zeitpunkt der Flyerverteilung nicht beantwortet wurde. Wir haben das nun unterbreitete Angebot aber umgehend angenommen und erwarten nun einen Gesprächstermin – hoffentlich schafft es der seit Jahren im Ausland lebende Eigentümer heuer noch, uns zu besuchen. Zu den inhaltlichen Themen und „Argumenten“ des Flyers und der Website möchten wir allerdings schon vorab Stellung beziehen.
Das Projekt wird mit den Schlagworten „Leben am Bach“ und „Bach & Park“ ans Herz gelegt und von idyllischen Werbebildern untermalt. Wie „idyllisch“ ein Leben am Bach während regelmäßig auftretender Starkregenereignisse sein kann, kann auf unserer Website www.initiative-hauser-weg.de in Form von realen Aufnahmen aus dem Gebiet betrachtet werden. Einen Park konnten wir in den Plänen leider nicht entdecken, gegebenenfalls ist der schmale Grünstreifen am Hennigbach gemeint. Wie über diesen dann die genannten Umsetzungsziele „zusätzlicher Lebensraum für Tiere“ und „natürliche Kühlung“ erreicht werden sollen, erschließt sich uns nicht. Sehr interessant ist zudem, dass der Eigentümer plant, diesen Grünstreifen kostenfrei der Gemeinde zu übertragen – praktischerweise fallen dann damit alle zukünftig anfallenden Instandhaltungsmaßnahmen auf die Gemeinschaft zurück. Das Motto des Projekts könnte also auch lauten: „Gewinne privatisieren – Kosten sozialisieren“.
Das ISEK wird als vermeintliche Argumentationsstütze für die Durchführung des Projekts herangeführt. Wer jedoch genauer in den Maßnahmenkatalog des ISEKs schaut, wird feststellen, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Ein zentrales Ziel dieses Katalogs ist, den Verkehr in den Wohngebieten zu reduzieren (Maßnahme V). In den betroffenen Straßen Textor, Heilmaier, Am Fischergries und Schweigerweg wird jedoch zwangsweise ein erheblicher Anstieg der Verkehrsbelastung zu erwarten sein, wenn die geplanten ca. 260 neuen Bewohner diese täglich passieren müssen. Diese Straßen sind nicht als Durchfahrtsstraßen ausgelegt, verfügen im Falle der Textorstraße nicht über Gehsteige und sind durchs Anwohnerparken nur eingeschränkt passierbar. Die Steigerung der Wohn- und Lebensqualität und der Grünversorgung in den bestehenden Wohnquartieren (S.2) ist ein weiteres Ziel des ISEKs. Ein kommunales Förderprogramm zur Entsieglung soll Eigentümer animieren, versiegelte Freifläche zu begrünen. Mit Maßnahme F.4.1c soll ganz speziell die Gestaltung der Freiflächen am Hauser Weg mit den Zielen Hochwasserschutz, Naturschutz, Erholungsräume und Frischluftschneise angegangen werden. Diese Maßnahme wird durch das Handlungsfeld Klimaschutz und -anpassung (K) unterstützt, bei dem allgemein das Ziel verfolgt wird, den zukünftigen Fokus auf eine klimaangepasste und lebenswerte Marktgemeinde zu legen.
Auf der Website „soll der gezielten und manipulativen Verbreitung von Falschinformationen entgegengewirkt werden“. So soll eine kommende Verkehrsüberlastung bereits durch das Erstellen eines Gutachtens gelöst werden und falls das nicht ausreicht, wird eine Problemlösung durch die Gemeindeverwaltung angestrebt. Mit anderen Worten: Ein Stück Papier (!) soll belegen, dass keine Verkehrsprobleme zu erwarten sind und falls dann später doch welche auftreten, soll sich doch bitte die Gemeindeverwaltung darum kümmern. Weiteres Beispiel für eine – vorsichtig formuliert – eher „dünne“ Argumentationskette: Das durch die allgemeine Infrastruktur nicht abgedeckte Wachstumsproblem soll angeblich keines sein, „da nicht alle Wohnungen zeitgleich bezugsfertig sein werden“. Etwas provozierend formuliert, könnte man annehmen, die Planer des Projekts denken ihr Pläne nicht zu Ende.
Uns bleibt nach Sichtung der herangetragenen Informationen nur das Fazit, dass hiermit eine Verblendung des objektiven Auges beabsichtigt wird, um dieses riesige Bauprojekt aus rein privatwirtschaftlichem Interesse durchzusetzen. Wir als Initiative Hauser Weg lehnen die Umsetzung daher weiterhin strikt ab.