Leserbrief von Sabine Hertel – erschienen in der Ebersberger Zeitung am 27.09.2024

Komplexer als nur Hochwasserschutz

Der „besorgte Anlieger“ meldet sich zu Wort: Mit der netten Überschrift „Spuren des Hochwassers“ findet Herr Domke einen Einstieg in den Bericht zur Gemeinderatsitzung vom 19.9.2024 in Markt Schwaben. Rote Ausrufezeichen und Warnhinweise sollte dieser Artikel enthalten. Nett beschrieben wird die Umweltsünde, die Markt Schabens Gemeinderäte mit der Genehmigung des städtebaulichen Konzeptes für die Gebiet der ehemaligen Tennisplätze am Hauser Weg und der dahinterliegenden „Hundewiese“ auf den Weg gebracht hat.

Allein eine Bebauung eines (ehemaligen) Hochwassergebietes sollte den informierten Gemeinderat aufhorchen lassen. Dazu muss kein besorgter Anlieger bei der Bürgermeisterin vorsprechen müssen. Der am Ende betroffenen zukünftige Anwohner diese Wassergebietes wird über kurz oder lang seine Erfahrung mit dem dort ehemals lebenden Wasser machen dürfen. Mit welcher Selbstverständlichkeit eine Bebauung dieses Gebietes aufgrund feinerer Berechnungsmethoden, die Vernunft vergangener Ratsherren übergeh lässt, ist für mich ein Rätsel. Ich hoffe doch sehr, dass sich die Entscheidungsträger eng mit Petrus, dem Wettergott, abgestimmt haben. Dieser wird beim nächsten Regen auf die feinen Berechnungsmethoden bestimmt Rücksicht nehmen.

Aber so what – Land aus, Land ein wird über den Klimawandel gesprochen. Über Klimaerwärmung und immer häufigere und extremere Wetterbedingungen. Die Erderwärmung, im Übrigen besonders ausgeprägt im Voralpenland durch die Föhnlagen, spielt bei der städtebaulichen Entwicklung indessen eine zentrale Rolle. In Städten werden Betonplätze abgerissen und für Millionen wieder in grüne Oasen umgewandelt.

Auwälder werden aktiv angepflanzt, um die Erderwärmung für die Menschen erträglicher zu machen. Wer in den Sommermonaten einen Spaziergang in diese grüne Lunge am Hauser Weg gemacht hat, wird bestätigen, dass hier die heißen Temperaturen erträglich waren.

Warum also zerstören, was dann wieder mühsam aufgebaut werden muss?

Den Hennigbach auch in diesem Bereich renaturieren – ja bitte! Aber nicht um eine neue Bebauung zu schaffen, sondern ein schönes Naherholungsgebiet. Keine weitere Flächenversiegelung mehr, um die Frischluftzufuhr in den Ort zu gewährleisten. Dies kann sich jeder in Satellitenaufnahmen ansehen. Es dürfen auch nicht die komplexen ökologischen Strukturen vergessen werden, die unseren Wildtieren (Bienen, Igel, Libellen usw.) eine Heimat geben.

Diese sind über Jahrzehnte gewachsen und stellen ein natürliches Biotop der Artenvielfalt dar. Das Thema ist also weitaus komplexer als „nur“ der Hochwasserschutz. Dies wird hoffentlich auch den Gemeinderäten einen Denkanstoß geben. Auch Sie wohnen hier!

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